Wer bin ich eigentlich? Antworten einer alten Eiche…

Du kennst das sicher, Du funktionierst Dein ganzes Leben, tust die Dinge, die Du tun musst. Und dann schleicht sich so allmählich dieses Gefühl ein, dass (Dir) etwas fehlt. Du gehst auf Partys, Konzerte, triffst Dich zum Essen und bist fröhlich unterwegs. Ständig musst Du etwas tun, um einen Moment des Glücklichseins zu erhaschen. Und kaum hast Du ihn, ist er dann auch irgendwann wieder weg. Noch während Du glücklich und ausgelassen bist, fragst Du Dich schon, wann es Dich verlässt. Du lässt das nagende Gefühl der Verlustangst zu und verlierst in dem Moment schon den Augenblick, den Du gerade noch so genossen hast. Wo ist das Jetzt, gerade war es doch noch da? Die noch nicht eingetretene Zukunft wabert durch Deinen Verstand und versorgt Dich ungefragt mit Unbehagen. Das führte mich zu der Frage, was brauche ich zum Glücklichsein? Und ich möchte wissen, wer ich denn wirklich bin, woher ich komme und wohin ich gehe.

Eben mit diesen Fragen im Hinterkopf hatte ich mich vor einiger Zeit unter meine Lieblingseiche gesetzt. Eine sehr mächtige Eiche, die ich gerne aufsuche, um alleine zu sein, nachzudenken und Trost zu finden. Da saß ich also, mit meinem Gesäß auf der Erde, den Rücken an den Stamm gelehnt und lies mir die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen. Ein kleiner Zaunkönig bettelte mit zartem Piepsen um meine Aufmerksamkeit und hüpfte fröhlich auf einem morschen Stück Totholz herum.

Ich dachte noch kurz, was mach ich hier eigentlich, holte tief Luft und fragte den Baum: Wer bin ich? – und schwupps hatte ich die Antwort in meinem Kopf: „Ostara Jasmin, wer sonst?“ Klar, wer sonst…
Gut, nächste Frage: Wo komm ich her? Ich schmunzelte über die Antwort: „aus der Erde“. Die Eiche hat wirklich Humor, bin ich eine Pflanze?
Wohin gehe ich? Nun reichte mein Schmunzeln nicht mehr aus und ich lachte herzhaft, denn die Worte „ins Licht“ klangen in meinem Kopf. Was kann ich schon von einem Baum erwarten? Aus der Erde… ins Licht… ist ja logisch. Frag eine Pflanze und sie wird natürlich aus ihrer Sicht kontern. Auf meinen nächsten Gedanken, was ich als nächstes zu tun habe, entgegnete mir die Eiche „verzeihe“. Ups, das passt jetzt nicht in die Schublade, mit der ich gerade die anderen Antworten abgetan habe. Ich bedankte mich bei der alten Eiche, bevor ich mich gedankenverloren auf den Heimweg machte.

Noch heute grüble ich über die Antworten, die ich an diesem besagten sonnigen Frühlingstag erhalten habe. Erwidern wir nicht meist auf Gedanken, Probleme, Fragen anderer mit unserer eigenen Sichtweise? Wie wäre es, wenn wir versuchten, uns in den anderen hineinzuversetzen? Wie viel mehr Verständnis gäbe es auf der Welt? Und um wie viel leichter fiele es uns, zu verzeihen?

Ich hab es getan, mich den Schatten meiner Vergangenheit gestellt. Einer Vergangenheit, die mein Leben bis dahin bestimmt hat und mich nicht immer glücklich gemacht hat. Halt – das ist eine starke Untertreibung! Ich war unglücklich, depressiv und lebensmüde.
Es fiel mir auch sehr schwer, es ging nicht von heute auf morgen, aber eines Tages war es da – ich habe vergeben. Ich habe all den Menschen vergeben, denen ich mein ganzes Leben schonungslos grollte. Und zu diesen Menschen gehörte ich selbst.
Mit dem ehrlichen Verzeihen aus vollem Herzen ist es gelungen, mir selbst ein Stück näher zu kommen. Ich bin Mutter Erde näher denn je und das Licht ist meiner wertvoller Begleiter, insofern hat die Eiche doch sehr weise gesprochen. Das schönste jedoch ist,  je mehr ich mit mir kongruent bin, desto glücklicher bin ich.

Den ursprünglichen Fragen gehe ich immer noch nach, nun leichteren Herzens. Ich habe mir einiges vorgenommen, um mir selbst weiter auf den Grund zu gehen und mein Leben mit mir und meinen inneren Werten in Einklang zu bringen.

Ich danke dem besten Wegweiser, Dr. Ralf-Henning Lampe, und der wunderbaren alten Eiche! Mein größter Dank gilt natürlich mir, denn ich bin diesen Weg gegangen. 

Foto: Quelle Pixabay

Eiche

Geht’s noch?

Geht’s noch? Geht’s noch besser?
„Optimistisch“ ist ein sehr schönes Wort, oder? Menschen, die eine optimistische Lebenseinstellung haben, sind heiter, zuversichtlich und lebensbejahend, weil sie alles (oder vielleicht auch nur vieles) von der besten Seite betrachten.

Der Begriff „Optimierung“ hat den gleichen Wortstamm – wirkt auf mich jedoch weniger positiv. So lange es darum geht, Maschinen, Autos, Webseiten, Software-Programme etc. stetig zu verbessern, so lange ist es für mich ok. Doch nun taucht „Optimierung“ zunehmend in unserer Arbeitswelt auf. Wir sollen noch besser werden, noch effizienter arbeiten, mehr Leistung bringen – alles geben für das Unternehmen. Ganze Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit der Thematik, wie aus den Mitarbeitern das meiste herausgeholt werden kann. Sicher, an sich arbeiten kann man/frau immer und (Weiter-)Entwicklung ist prima, macht mitunter sogar richtig Spaß!

Aber: Heißt „Optimierung in der Arbeitswelt“ und die daraus resultierende Erwartung an die betroffenen Mitarbeiter nicht auch im Umkehrschluss, „ich bin nicht in Ordnung?“ Für viele impliziert es genau das. Und das bereitet mir große Sorgen! Die Konsequenzen sind immer öfter Unwohlsein, Burn-Out oder sogar Depressionen. Die Unvereinbarkeit zwischen der stets zu steigernden Effizienz und dem eigenen Selbstbild verderben dem einen oder der anderen den täglichen Gang zur Arbeit. Die Forderung, in der gleichen Arbeitszeit noch mehr zu leisten, kann sich folglich für das Unternehmen in das genaue Gegenteil auswirken: Leistungsabfälle, krankheitsbedingte Ausfälle, Kündigungen. Worin der wahre Grund dafür liegt, das wissen die wenigsten Unternehmer, Geschäftsführer, Abteilungsleiter und experimentieren mit weiteren Mitteln, um ihre Angestellten anzuspornen.

Und die Betroffenen? Sie geben weiterhin so lange ihr Bestes, bis sie vollkommen ermüdet und ausgebrannt sind, einfach nicht mehr können. Ist das ein Teufelskreis oder gibt es gar Möglichkeiten zur Prävention? Und wenn es eine Prävention gibt, in wessen Verantwortung liegt diese dann?

Vor einigen Monaten lernte ich den Musiker und Coach Torsten Riemann kennen. In seinen Coaching-Konzerten hält er uns einen Spiegel vor, der zunächst betroffen machen kann und uns dann umso mehr ermutigt, den Schritt aus der Opferrolle zu wagen, indem wir uns unserer Eigenverantwortung wieder bewusst werden. „Innehalten“ ist eines der großen Zauberwörter!

Ich wünsche mir und Euch, dass wir alle öfter einmal innehalten und jeden Tag aufs Neue lebensbejahend, zuversichtlich und heiter sind, im Privaten und im Beruflichen.